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Uscha Wolter


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Pressestimmen

Augenhöhe





Bonner-General-Anzeiger, 30/31. Januar 2010 - Susanne Schramm




aus Rhein-Neckar-Zeitung vom 27. Februar



WZ Düsseldorf- Düsseldorfer Stadtleben vom 27. Februar 2010 - Corinna Wolber


Eberbacher Zeitung, 04. März 2010



aus "Im Endeffekt", Ausgabe Nr. 20, März 2010

Von Mensch zu Mensch
Eine Buchbesprechung zu "Augenhöhe" von Franz Grulich

Im September 2009 erschien ein sehr außergewöhnlicher Roman, der sich schonungslos und ehrlich dem Thema Alkoholsucht widmet. Dieser Roman trägt den Titel "Augenhöhe" und wurde von Uscha Wolter geschrieben. Sie hat bereits ein Buch veröffentlicht, das "Späte Heimkehr der Blumen" heißt und das von der Rückkehr ihres Vaters handelt, der sich jahrelang in russischer Gefangenschaft befand.
Schon in ihrem ersten Buch hat Uscha Wolter bewiesen, wie einfühlend sie schreiben kann und dass es ihr spielend gelingt, schwierige Themen packend zu bearbeiten. Die Beziehung zu ihrem Vater wurde in ihrem ersten Roman sehr bewegend und ehrlich dargestellt. Da das Buch viele Leser gefesselt hat, war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis Uscha Wolters zweites Werk erscheinen sollte. Wieder wählte die in Düsseldorf geborene Autorin ein äußerst brisantes Thema. Alkoholiker gibt es in unserer Gesellschaft viele. Verständnis haben leider nur Wenige für solche Menschen. Dabei ist Alkoholsucht eine Krankheit, die meistens einen tiefergehenden Hintergrund hat. Das scheinen Manche zu vergessen. In "Augenhöhe" wird das Thema Alkoholsucht sehr respektvoll behandelt, ohne dass herablassend oder verachtend darüber geschrieben wird. Im Gegenteil, der Roman ist durchzogen von Toleranz und Respekt für Alkoholkranke.

Hauptfigur der Geschichte ist der Psychotherapeut Fred Rigano. Nach außen hin lebt er das perfekte Leben in seiner perfekten eigenen Welt, die er um sich herum aufgebaut hat. Er liebt seine Arbeit als Therapeut, scheint glücklich verheiratet zu sein und hat alles erreicht, was er sich immer gewünscht hat. Doch ein einziger Moment während seiner Sitzungen lässt Fred an alledem zweifeln
und verändert plötzlich alles. Fred schlittert, ohne es anfänglich zu merken, immer mehr in eine Alkoholsucht hinein. Die heile Welt zerbricht und aus dem einst gefestigten und erfolgreichen Menschen Fred wird auf einmal ein Mensch, der sich selbst nicht mehr spüren kann und der jede Struktur und jeden Halt verliert.

Ganz unten angekommen, trifft er schließlich Pit, der obdachlos ist und ebenfalls dem Alkohol verfallen. Es ist für die Beiden eine Begegnung auf Augenhöhe. Beide haben ein ähnliches Schicksal, beide sind durch einen einzigen Augenblick in ein tiefes Loch gefallen und finden seitdem nicht mehr ihren Weg raus aus der Krise. Das schicksalhafte Aufeinandertreffen der beiden lässt sie zu sehr engen Freunden werden. Gemeinsam gelingt es ihnen mehr und mehr, sich gegenseitig zu öffnen und stärker zu werden. Doch gibt es für Fred auch eine Möglichkeit, wieder in sein altes Leben heimzukehren?

Uscha Wolter zeichnet in ihrem Roman ein sehr vielschichtiges Bild über die Alkoholsucht und sie wählt dabei den wohl härtesten Weg. Unverblümt und sehr direkt beschreibt sie die Wutausbrüche und aggressiven Attacken Freds, die auch oftmals in Form von körperlicher Gewalt enden. "Augenhöhe" ist mit Sicherheit keine leichte Kost und keine Lektüre, um die Füße baumeln zu lassen.
Dafür ist das Buch auch viel zu realistisch geschrieben. Doch "Augenhöhe" ist ein Buch, das uns als Leser wieder daran erinnert, worauf es im Leben ankommt. Denn neben all der Gewalt und den anderen hässlichen Folgen, die der Alkohol bei Fred nach sich zieht, wird auch deutlich, wie wichtig Werte wie Freundschaft und Nächstenliebe sind.

Der Therapeut Fred und der Obdachlose Pit lernen sich auf Augenhöhe kennen, von Mensch zu Mensch. Es sind die zwischenmenschlichen Momente, die Uscha Wolters Roman zu etwas so Großartigen haben werden lassen. Die Hauptfigur Fred lernt auf sehr harte Art und Weise, wie sich wohl viele seiner Patienten fühlen müssen.
Im Laufe der Geschichte wird er vom Behandelnden dieser Patienten mit einem Schlag zu einem von ihnen. Er leidet mit einem Mal genauso wie sie und beginnt zu begreifen, was sie Tag für Tag durchmachen. Es ist eine Sache, Psychologie studiert zu haben und über die Theorie Bescheid zu wissen, doch eine andere Sache ist es, das alles auch genauso durchleben zu müssen, ohne dass man je daran gedacht hat.

Den Titel "Augenhöhe" hat sich Uscha Wolter also sehr passend ausgedacht. Ihr Buch legt einiges offen, unter anderem die Wahrheit, dass alle Menschen gleich sind.
Niemand ist mehr oder weniger wert als der andere. Fred und Pit hätten bestimmt niemals herausgefunden, wie ähnlich sie sich sind und wie nahe sie sich stehen, wenn Fred seelisch nicht abgestürzt wäre. Wenn Freds Leben nämlich weiterhin so glatt wie bisher verlaufen wäre, dann wäre er nie in die Situation gekommen, welche die Voraussetzung dafür war, Pit überhaupt erst begegnet zu sein.

Laut eigener Aussage hat Uscha Wolter bei der Entstehung ihres zweiten Romans "Augenhöhe" nahen Kontakt zu Menschen gesucht, die auf der Straße leben und ein ähnliches Schicksal hatten wie ihre Hauptpersonen im Buch. Das merkt man in jeder Zeile des Romans. Selbst die Autorin hat sich demzufolge "in Augenhöhe" begeben mit den Menschen, die am Rande der Gesellschaft angesiedelt sind und für die kaum jemand Verständnis aufzubringen scheint. Uscha Wolters Buch ist ein Ja zum Leben und eine Geschichte über eine starke, feste Freundschaft, die alle Hindernisse niederreißt und auf einer tiefen und sehr verbundenen Ebene stattfindet. Meiner Meinung nach ist "Augenhöhe" ein Roman, der aus dem Rahmen fällt und sich sehr vom Einheitsbrei des Massenmarkts abhebt. Ich selbst habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht und endet. Viele Beschreibungen und Stellen riefen Erinnerungen an meine Zeit wach, in der ich ein Soziales Jahr auf einer Psychiatrie-Station abgeleistet habe, auf der sich unter anderem viele Menschen mit Alkoholproblemen aufhielten. Ich habe genau diese Erfahrung gemacht, die Uschas Roman beschreibt. "Auf Augenhöhe" bin ich damals jedem dieser Patienten begegnet und für sie war ich in den Augenblicken des Zuhörens einer von ihnen. Sie merkten, ich habe ein offenes Ohr für sie und konnten mich dankbar annehmen.

Es gehört schon eine gehörige Portion Mut dazu ein Buch zu schreiben, das sich einem solch ungemütlichen Thema widmet. Auch läuft man bei so einem Vorhaben Gefahr, zu sehr ins Moralische abzudriften. Aber Uscha Wolter beherrscht ihr Handwerk. Keine Passage des Romans wirkt übertrieben oder aufgesetzt. Es ist deutlich zu spüren, wie intensiv sich die Autorin selbst mit dem Thema befasst hat. Als ich mit diesem Buch fertig war, fühlte ich mich innerlich ausgeglichen und eins mit der Welt um mich herum. Es war wirklich ein schönes Gefühl. Ich möchte jedem, der gerne Bücher mit Tiefgang liest und Bücher, die anders sind als der Rest, Uschas Roman "Augenhöhe" ans Herz legen. Sie werden es nicht bereuen! Versprochen!

Franz Grulich





WZ Düsseldorf - Düsseldorfer Kultur vom 13. März 2010, Susanne Schramm








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